so mein Plan scheint ja aufzugehen, IG Ostdt. Fahrzeuge mit RT 125 Threads zu überschwemmen... haha ... nein im Ernst, Waldi hat mir gestern freundlicherweise die Bilder von Klaras RT überlassen, welche ich hier nun vorsortiert präsentieren kann. Manche kennen die RT ja bereits aus dem Kalender.
Viel Spaß damit!
Fidel
30 Jahre Dornrösschenschlaf in Tschechien
2012 wurde über ein tschechisches Internetauktionshaus die hier beschriebene RT 125, welche noch für einige tolle Überraschungen sorgen sollte, gekauft.
Das Fahrzeug schien von Anfang an relativ komplett und sogar die originalen Papiere (Kraftfahrzeugbrief der DDR), das originale Kennzeichen von 1963 und den letzten Zulassungsschein gab es beim Kauf mit dazu.
Doch wie kam die RT aus Zschopau nach Tschechien? Beim Blick in die Papiere stellte der neue Besitzer fest, dass der zuletzt in den Papieren genannte Besitzer der kleinen 125er in der Nähe eines von ihm oft frequentierten Erholungsortes wohnte und so nahm man sich vor, diesen irgendwann mal aufzusuchen. Mittels Telefonbuch und einer Menge Glück, dass nach 40 Jahren der alte Besitzer noch in der selben Adresse wohnt, klappte es schließlich Mitte November 2013 diesen zu besuchen und das Rätsel um den Grenzübertritt innerhalb der ehemaligen sozialistischen Bruderstaaten DDR und CSSR konnte geklärt werden.
Angeschafft wurde die RT im Jahre 1972, nachdem man zunächst mit der IFA RT des Vaters erste Motorraderfahrungen gemacht hatte. Vom Vorbesitzer übernahm man denn so auch die Kniebleche, welche vor schlechtem Wetter schützten, die Vierleuchtenblinkanlage und den Gepäckträger, welche damals noch Zubehörteile darstellten. Die Sitzbank war bei der letzten Version der MZ 125/3 wie sie streng genommen nunmehr hieß normal. Zunächst wurde der Arbeitsweg ins etwas weiter gelegene Brandenburg und später eine tägliche Wegstrecke von ca. 25 km zur Arbeit zurückgelegt. Dabei hatte man stets eine Zündkerze sowie einen Kerzenstecker in der Tasche. Die RT war immer zuverlässig und wurde bei jedem Wetter bewegt. Einmal jedoch kreuzte sie den Weg einer Katze, welche leicht verletzt überlebte und schlidderte auch mal den Dorfweg entlang (wohlgemerkt mit der späteren Gattin als Sozia). Von kleineren Blessuren wie z.B. einer verbogenen Fußraste, die zur Folge hatte, dass die hintere Bremse nicht mehr funktionierte, einmal abgesehen, wurde sie aber stets gepflegt. Ab und an war wegen einer leeren Batterie Anschieben notwendig. Der Besitzer war mit der RT, gleichwohl er sich nicht als Motorradfreund sieht, durchweg zufrieden und bemängelte lediglich, dass die Kettenschläuche öfter durchgescheuert waren und daher ersetzt werden mussten. Ein Lampenglas, das auch schon mal kaputt ging sowie ein vorderer Reflektor waren als Ersatzteile in der Garage stets vorrätig. Interessant an der Maschine ist, dass bedingt durch den Lauf der Zeit unter dem DDR Abziehbild auf dem Schutzblech das vorher angebrachte D für Deutschland zu erkennen ist; desweiteren wie das Blinkerrelais angebracht wurde und dass trotz Baujahr 1962 die Erstzulassung 19.4.1963 ist. Für den Sammler ebenfalls interessant ist, dass in den Fahrzeugpapieren ein Motorwechsel samt von der Deutschen Volkspolizei eingeschlagenen neuen Motornummer eingetragen wurde.
Wie kam aber nun die RT in die damalige Tschechoslowakei? Der alte Besitzer hatte schließlich Mitte der 80er Jahre das Glück, einen Trabant erwerben zu können, der daraufhin Hauptverkehrsmittel wurde – somit war die RT nicht mehr interessant. Wie der Zufall es wollte kam eines Tages ein Schrottsammler aus der CSSR, dem das Motorrad samt Papieren mitgegeben wurde. Der ehemalige Besitzer erinnerte sich noch daran, eine Schenkungsurkunde ausgestellt zu haben, die leider verschollen ist.
Geplant ist, die RT schonend zu restaurieren, d.h. die Spuren der Zeit zu erhalten, damit zukünftig noch nachvollzogen werden kann, was sie bereits alles erlebt hat. Die dafür benötigten Beinschilder sowie Kleinteile sind bereits besorgt. Zukünftig soll meine Tochter Klara die Maschine fahren – sobald sie mit 16 Jahren ihre 125er Fahrerlaubnis hat, sie fährt dann schließlich ein Motorrad das dann genau 50 Jahre älter ist als sie- ein guter Einstieg in die Welt es alten Eisens wie ich meine.
Vielleicht findet sich in Zukunft auch das Bild, was den ehemaligen Besitzer auf seiner RT mit dem eigenen Brautstrauß zeigt, mit dem er soeben zu seiner Hochzeit fährt.
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