Fehler ab Werk

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Siebenson
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Fehler ab Werk

Beitrag von Siebenson »

So. Es ist ja nun glücklicherweise seit ein paar Jahren wissenschaftlich erwiesen, dass patinierte Fahrzeuge im Originalzustand deutlich wertvoller sind als Renovierte, weil sie sich im Originalzustand befinden. Durch Restauration geht nicht nur der Charakter des Fahrzeuges verloren, nein, es werden sogar Originaldetails verfälscht! Das drückt sich insbesondere bei den Lackierungen aus. So tolle Lackierungen gab es ab Werk garnicht, wie manch ein Hochglanz-Essi uns glauben machen will. Gerade die Besser-als-neu-Restaurationen dürften sich garnicht Restaurationen nennen, denn "Restauration" bedeutet "Wiederherstellung". In diesem Fall könnte man maximal von einer Renovierung sprechen. Das gilt im allgemeinen für Fahrzeugaufbereitungen, die nicht möglichst genau am Original sind.

Die Krone der Restauration ist es nun gewissermassen, sogar Qualitätsfehler zu immitieren. Als Vorlage dafür möchte ich hier gern mal ein paar Bilder von "Fehlern ab Werk" einstellen.

Ich möchte mit diesem Fred gern alle Forenfreunde ermutigen, sich ihre originalen Fahrzeuge mal genauer an zu sehen und Fehler ab Werk, die auffallen, einfach mal hier rein zu stellen. Ich finde soetwas sehr interessant!

S-U
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Kotflügel hinten linksseitig, noch harmlos... Linierung, bei der der Radius ungenau ist und wo die Strichstärke variiert. das ist ein Indiz für eine Aufbringung der Linierung mit einem Pinsel
Kotflügel hinten linksseitig, noch harmlos... Linierung, bei der der Radius ungenau ist und wo die Strichstärke variiert. das ist ein Indiz für eine Aufbringung der Linierung mit einem Pinsel
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Ähnlich die Situation am Kettenschutz
Ähnlich die Situation am Kettenschutz
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Die auslaufende Spitze mit Farbanhäufung ;) dann noch der schon als unmöglich zu bezeichnende Lack an der Falz!!!
Die auslaufende Spitze mit Farbanhäufung ;) dann noch der schon als unmöglich zu bezeichnende Lack an der Falz!!!
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Asymetrie der Linierung und der Aufkleber am Tank
Asymetrie der Linierung und der Aufkleber am Tank
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Ganz grober Schnitzer an der Linierung des Federkastens
Ganz grober Schnitzer an der Linierung des Federkastens
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Unsymetrische Linien am Kotflügel vorn
Unsymetrische Linien am Kotflügel vorn
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Das "L" am Tankaufkleber ist bemerkenswert!
Das "L" am Tankaufkleber ist bemerkenswert!
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dhs2
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fahrfisch
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von fahrfisch »

OK, die Linierungsfehler an diesem einen(?) Fahrzeug treten ziemlich gehäuft auf.
Aber ich würde nicht so weit gehen, das alles als Fehler zu bezeichnen. Es ist halt Handarbeit und damit ist die Streuung normal. Außerdem gab es ja auch den Begriff "Montagsauto". Außerdem, denke ich, war der Endverbraucher nicht wirklich verwöhnt, so dass die Endkontrolle bei Farbmängeln wie in dem Beispiel mit dem Schutzblech schon mal ein Auge zugedrückt hat. Immerhin hat es nun so über 50 Jahre gehalten. Aber stimmt, eine Geschichte können nur patinierte Fahrzeuge erzählen. Erstens die etwas locker ausgelegten Qualitätsbegriffe ab Werk und dann die Kunst des "am laufen haltens" über viele Jahre Alltagsbetrieb bei teilweise mäßiger Ersatzteilversorgung.

Ich habe in der letzten dicken Oldtimerzeitschrift einen Artikel über einen Amerikaner gelesen, der Stino - Fahrzeuge (also vergleichbar mit Corsa oder Kadett) mit einem Mordsaufwand wieder so herrichtet, wie sie aus dem Werk gekommen sind. Was ich da gesehen habe, hat mir gezeigt, dass der Kapitalismus zum Scheitern verurteilt ist. So was hätte es bei uns nicht gegeben... oder vielleicht doch, weil es "hüben wie drüben" Menschen waren und sind, die Sachen bauen. Auch wenn Maschinen helfen.


Hendrik
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Schollega
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Schollega »

fahrfisch hat geschrieben: ...
Aber ich würde nicht so weit gehen, das alles als Fehler zu bezeichnen. Es ist halt Handarbeit und damit ist die Streuung normal.
...
Ich habe in der letzten dicken Oldtimerzeitschrift einen Artikel über einen Amerikaner gelesen, der Stino - Fahrzeuge (also vergleichbar mit Corsa oder Kadett) mit einem Mordsaufwand wieder so herrichtet, wie sie aus dem Werk gekommen sind. Was ich da gesehen habe, hat mir gezeigt, dass der Kapitalismus zum Scheitern verurteilt ist. So was hätte es bei uns nicht gegeben... oder vielleicht doch, weil es "hüben wie drüben" Menschen waren und sind, die Sachen bauen. Auch wenn Maschinen helfen.
...
Ich glaube so meinte Swen das auch. Richtige Fehler (im Sinne von Funktionseinschränkung) werden sich kaum bis heute erhalten haben. Entweder sind sie dann schon repariert oder das Fahrzeug ist schon lange in den ewigen Jagdgründen. ;)

Es ist aber schon interessant, wie sich die Maßstäbe verschieben. Wenn heute irgendein Fahrzeug solche optischen Mängel hätte, wäre es doch schlicht nicht zu verkaufen. Damals, resultierend aus einem Mangel, war man froh einen Esser bekommen zu haben.

Hendrik, hast Du Bilder oder einen Link auf die"Stino-Autos" aus der Zeitschrift?
Grüße von Gunnar ;)
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fahrfisch
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von fahrfisch »

Mit Preisnachlass kriegst Du heute auch mangelhafte Sachen verkauft, zumal, wenn es optische Sachen sind.
Bei der Zeitung handelt es sich um die Oldtimer Markt Ausgabe 01/2012.
Das Fahrzeug war ein 1970ger Plymouth Valiant.
Thema "Wenn die Nachbildung von Baumängeln zur Kunstform aufsteigt"

Ich hab nur den Kopf geschüttelt bei dem Beitrag. Und gelacht...

Hendrik
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Schollega
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Schollega »

Da hast Du Recht. Einen Preisnachlass wird es wohl heute geben. Ich kann mir aber nicht recht vorstellen, dass damals ein Käufer, der eine verrutschte Linie oder ein schlecht angebrachtes Schiebebild an seinem neuen Esser hatte, dafür einen Nachlass beim Kaufpreis bekommen hat.
Vielleicht irre ich aber auch?!

Grüße! ;)
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Siebenson
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Siebenson »

Ich habe den Artikel auch gelesen. Das ist die Extremform des Originalfetischs. Ich finde es toll, dass sich so akribisch mit den Fahrzeugen auseinander gesetzt wird. Das ist wahre Liebe zum Detail. Ein "Glansresto" zum Beeindrucken von Laien kann jeder ;)


s-u
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Zottel »

"So schlecht wie neu" dhs2
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Cloyd
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Cloyd »

Mir ist an meinem SR2 ein sehr deutlicher Schönheitsfehler aufgefallen.
Da hat man die Punktschweißungen am Heckschutzblech rechts nicht sauber ausgeführt.
Wie das überhaupt gemacht wurde würde mich mal interessieren.Vermutlich lagen die Teile fixiert in einer Vorrichtung.Ob aber nun die Punkte einzeln oder zeitgleich gesetzt wurden weiß ich nicht.

Jedenfalls ist das der einzige, richtige Fehler.Die Linierungen sind zwar auch nicht symetrisch, aber das ist eben Handgemachte Kunst!


mfg Toni
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Schollega
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Schollega »

Ich habe gestern an einem NKJ-Vergaser einen Fehler ab Werk entdeckt. Die Schalgzahlen, mit denen die Beschriftung in den Flansch geschlagen wurde, hat eine Unebenheit Richtung Dichtfläche aufgeworfen. Der Vergaser ist also somit fehlerhaft ab Werk. Schade.
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Siebenson
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Siebenson »

Dafür hat er sich aber lange gehalten, immerhin fast 47 Jahre! ;)
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Siebenson
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Siebenson »

Kürzlich ist folgender Grundmasszylinder bei uns aufgetaucht. es fällt auß, daß die Buchse nicht richtig im Zylinder sitzt. Sie ist außermittig und steckt zu tief im Zylinder, was eine Abdichtung unmöglich macht. Auch die Wärmeabfuhr an den Kopf ist damit beeinträchtigt. Man sieht es deutlich an der Abgelagerten Kohle auf der eigentlichen Dichtfläche. Der Motor lief nicht sooooo schlecht....
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außermittige und zu tief sitzende Laufbuchse
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Der Vergleich mit einem "ordentlichen" Zylinder
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Cloyd
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Re: Fehler ab Werk

Beitrag von Cloyd »

Einen sehr ähnlichen Fehler hatte meine 64er Schwalbe.
Da war die Buchse oben abgefräst und das leider schief.Es war zwangsläufig undicht, weil der Zylinderkopf teils auf der Buchse und teils auf dem Alukörper auflag.
So ging immer etwas Kompressionsdruck verloren.


mfg Toni
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