Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Die Quatschecke
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Jauernig
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Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Jauernig »

Hallo,
schwieriges Thema: JA! Anzinken möchte ich eigentlich niemanden. Ich bin aber gerade mal wieder sehr unzufrieden, was die Rechtschaffenheit einiger (hoffentlich weniger) Verkäufer von Oldtimerteilen betrifft.

Bei ebay kaufte ich eine Rücklichtkappe samt Glaseinsatz für DKW RT 125 Bj. 1940. Der Verkäufer legte es ohne Verpackungsmaterial in den kleinen Karton. Nun ist der Glaseinsatz welcher nunmehr fast 70 Jahre auf dem Buckel hat defekt - kleiner Riss zwar nur aber ärgerlich wie ich meine. Oder war der Riss bereits vorher schon? Die Fotos geben nicht wirklich Aufschluss, Frust!

Über ein anderes Forum trat ich an jemanden heran, welcher auch bei Mutti aktiv ist, mir einen 16er Graetzin Vergaser erwerben zu können versprach. Resultat: Hauptdüsenstock von Jikov, mit Papierstreifen eingepasst (der Durchmesser und das Gewinde sind anders). Jikov Gasschieber ausgeklappert, Jikov 2914 Vergaserdeckel mit unkenntlich gemachten Schriftzug "Jikov Made in Czechoslovakia". Die Schraube welche das Verdrehen des Schiebers verhindert ist verpfuscht. Auf Nachfrage reagierte der Verkäufer pampig. Es wurde zwar Umtausch angeboten, das schloss ich aber aus, weil ich mindestens den Schwimmerkammerdeckel benötige. Frust! Bilder unten.

Bei ebay kaufte ich 2014 ein recht frühen DKW RT 125 Rahmen von 1940. Der Rahmen war schlecht, mit Knotenblechen versehen, Dinge abgeflext. Was auf den ebay Bildern nicht zu ersehen war, war die längliche Krümmung des Rahmen. Viel ärgerlicher war jedoch, dass auf dem Nachbautypenschild die Daten der Ingolstädter RT 125 W von 1950 eingestempelt waren. Somit war das Typenschild reif für die Verschrottung, da die Parameter in Zschopau andere als in Ingolstadt waren. Der Ebay Verkäufer ließ sich auf eine Rückgabe nicht ein. Ich erstattete am 17.7.2014 Strafanzeige wegen Urkundenfälschung. Nach einer Sachstandsanfrage bei der StAs in Leipzig, wurde festgestellt das der Fall bereits in Stuttgart ist. Nachdem dort nachgehakt wurde erfolgte kurze Zeit später die Einstellung. Den genauen Begründungstext reiche ich nach.

StAs Stuttgart am 12.1.2016:

"Das Verfahren wird gemäß §153 Abs. 1 StPO eingestellt.
Gründe:
Ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung ist nicht gegeben. Die Schuld wäre als gering anzusehen.
Der Beschuldigte ist nicht vorbestraft.
Zudem bestehen erhebliche Zweifel an der Tatbestandsmässigkeit [sic!] des Verhaltens des Beschuldigten.
Ausweislich Bl. 11 d.A. wurde der Motorradrahmen vom Beschuldigten "als Ersatzteil/defekt" angeboten, weshalb die für das Vorliegen eines Vergehens des Betrugs erforderliche Täuschungshandlung nicht festgestellt werden kann.

Zwar können Namen- und Typenschild grundsätzlich eine zusammengesetzte Urkunde sein. Dafür bedarf es jedoch einer gewissen Festigkeit der Verbindung. Am Vorliegen dieser festen Verbindung bestehen erhebliche Zweifel, weil das Typenschild lediglich mit Tesa [sic!] am Rahmen befestigt war."


Reihe wird fortgesetzt. Ich dokumentiere hier nur. Ernsthaft stelle ich mir aber auch die Frage wie das hier eigentlich auf diesem Planeten weitergehen soll?

2014 hatte ich in einem Supermarkt ein krudes Erlebnis. In der Schlange an der Kasse drängelten sich zwei (sic!) Personen vor mir vor. Zu guter Letzt belatscherten sie sich noch gegenseitig und pöbelten sich an. Ich hielt kurz inne und regte mich, wie ansonsten, diesmal nicht auf. Anstatt plätscherte es diesmal fast unüberlegt aus mir heraus:

In einer Gesellschaft, in der alle stets jeden zu übervorteilen suchen, sind am Ende alle die letzten.
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Zuletzt geändert von Jauernig am Mo 22. Feb 2016, 13:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Siebenson
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Re: Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Siebenson »

Der letzte Satz bringt es auf den Punkt. Die Anonymität vereinfacht allerdings zunächst so ein Verhalten.
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Jauernig
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Re: Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Jauernig »

Siebenson hat geschrieben:Der letzte Satz bringt es auf den Punkt. Die Anonymität vereinfacht allerdings zunächst so ein Verhalten.
Ein paar Fragen an S-U.

Wenn man ein Fahrzeug ohne Papiere und/oder Typenschild in den Verkehr zurückbringt, sprich ein s.g. 21er Gutachten machen läßt, was sind hierfür die Parameter bei der Dekra/TÜV?

Ich meine jetzt nicht den Ablauf, das habe ich mehrere Mal selbst durch. Ich weiß das es kein Problem ist. Was macht aber bsp.-weise ein Prüfer der wie oben beschrieben ein "falsches" Typenschild entdeckt? Ist bei Dir schon mal so was vorgekommen? Interessant daran ist, dass es sich hier ja um bewusste Täuschung handelt, wenn ein Reprotypenschild mit bsp.weise falscher zul. Gesamtmasse am Fahrzeug ist. Wer schreitet da ein? Und: Wenn man selbst so ein Fahrzeug hat, kann man sowas nachträglich ändern lassen? Beispielsweise das Baujahr ist falsch, man kaufte das Fahrzeug so und stellt nun fest, das da was nicht stimmt.

Vielen Dank für etwaige Antworten!

F.
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Siebenson
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Re: Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Siebenson »

Es ist grundsätzlich möglich, sich ein Typschild selbst an zu fertigen. Die Angaben darauf, die genau vorgeschrieben sind, müssen allerdings der Wahrheit entsprechen. Der Prüfer kann also am selbstgemachten Typschild nichts aus setzen. Zu erkennen, ob der Rahmen zum Typ passt, verlangt möglicherweise so viel Detailwissen, dass es vielen Prüfern nicht auf fällt. Eine Eingeschlagene Fahrzeugidentnummer (FIN) darf nicht selbst angebracht werden. Das erfordert eine Schlaganweisung der Zulassungsbehörde.
Doc Holliday
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Re: Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Doc Holliday »

Ich muss hier leider auch mal etwas Kund tun. Ein Bekannter sucht für seinen Sohn eine KR51/2 ....
Gut, leider wachsen gute Exemplare nicht mehr so in Garagen. Er war oder ist auch bereit für ein gutes Exemplar gutes Geld zu bezahlen.

Der techn. Zustand steht im Vordergrund da sein Sohn damit zu Schule fahren soll.

Nach längerem Suchen habe ich mich durchgerungen eine Exemplar unter die Lupe zu nehmen. Termin vereinbart und hingefahren.
Es war von gutem Zustand die Rede, alles Original, läuft mit AHK ( Blinker geht nicht, da Batterie fehlt )

Es war eine /2 von 86 in Grün. Gefunden bei Kleinanzeigen. Da der Verkäufer mehrere Moped Sachen veräußert ( auch ein 75er S50 ) dachte ich der weiß was er verkauft. Papiere gibt's keine aber die kann man ja neu beantragen....
So das Fahrzeug hatte sichtliche Beulen. Der vordere Kotflügel wurde überlackiert leider auch die Schrauben und der halbe Scheinwerfer.
Es waren diverse Löcher zu finden ( wo keine hingehören ). Der Rahmen war an den verdächtigen Stellen ok. Reifen vorn und hinten Blitze Blank...0mm Profil . Die weißen Stellen an Felgen und Bremsen stellte sich als getrockneter Elsterglanz heraus. Er wollte das mal polieren ist aber von ab gekommen. Der Tank war innen rostig... aber der Hinweis vom Besitzer das wäre ja kein Problem den mal zu spülen. Die Probefahrt war nach 50 Metern zu Ende.... Die Schwalbe räucherte nach Öl wie ein Nebelwerfer und nahm kein Gas mehr an.
Auch hier gab es einen guten Tip.... einfach mal den Vergaser reinigen und neu einstellen.... dauert nur 10 min. Das Licht ging aber der Ofen war echt runter gerockt... der Preis lag bei 900 EUR als ich den Besitzer auf Zustand und die Reifen angesprochen hatte meinte er was will ich bei Bj. 86 erwarten die ist ja nicht mehr neu. Und für den Preis ein wahre Schnapper. Daher gibt es auch keine Grundlage für Preisverhandlungen.
Wenn ich se nicht nehmen würde, morgen kommt jemand der nimmt sie bestimmt da das Ding ein Schnapper ist.

Ich stelle mir die Frage: wenn ich das alles weiß, Papiere, Reifen & Motorprobleme warum stelle ich das nicht ab. Oder soll der Marktwert so schnell so hoch gestiegen sein. Zumal in einer andere Anzeige neue Reifen mit Felgen verkauft werden.
Schrauben ist keine Kunst, es ist eine Lebenseinstellung
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Siebenson
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Re: Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Siebenson »

Dieses dumme Gelabere bin ich auch so was von satt!

Wenn das alles so schnell geht, warum macht er es dann nicht? Ich weiss es...

S-U
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Schollega
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Re: Unzufriedenheit bei Käufen in der Welt des alten Eisens

Beitrag von Schollega »

Die maximierung der Profite sind ein weit verbreitetes Phänomen!
Grüße
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