IG Ostdeutsche Fahrzeuge

Schon länger schwebte mir dieser Ausflug im Kopf herum und am 18.05.2016 war es nun soweit. Die Reise an den Gardasee wurde angetreten. Die Vorbereitungen waren, wie für mich typisch eher spärlich. Ich habe das Mokick ringsum beäugt, die Bowdenzüge geölt, Radlager und Kette gefettet und Benzin aufgefüllt. Besonderes Augenmerk galt den Reifen. Nach langem Hin und Her habe ich mich nun doch entschlossen die eigentlich noch guten K30 gegen das Mopedprofil K4 zu tauschen. Soviel zum Moped.
An Ersatzteilen habe ich ebenfalls gespart. Ich habe nur einen Unterbrecher, zwei Kondensatoren, Kerzenstecker sowie Kerze (NGK) mitgenommen. Hinzu kommt noch ein Schlauch und das Glüwokästchen.
Beim Gepäck sah es da schon etwas anderes aus. Neben Zelt, Isomatte und Schlafsack musste ich noch regenfeste Kleidung, Klamotten, Essen, Kocher, Kameraausrüstung und verschiede Hygieneutensilien mitnehmen. Inklusive meiner Motorradkleidung + Helm + Abus Granit Schloss hatte ich in etwa 30 kg Gepäck. Mit meinen 80 kg Lebendgewicht beläuft sich die Gesamtladung auf 110 kg.
Geplant war die Tour in zwei Etappen mit der Option einer „Ausfall oder Wetterbedingten“ Streckung auf 3 Tage.

Etappe 1:
Altenfeld (Thür) - Rottenbuch (über Coburg, Bamberg, Forchheim, Fürth, Nürnberg, Roth, Weissenburg, Monheim, Marxheim, Augsburg, Asch, Schongau)
Für diese Etappe habe ich 11 h Fahrzeit benötigt. Und laut Tachometer habe ich dabei 455 km zurückgelegt. Gefahren bin ich aus dem Bauch heraus. Mein Navi ist mein Kopf, aber an prekären Stellen musste auch mal ein Blick in die Karte gemacht werden.
Zusammenfassend muss man sagen das die Städte Nürnberg und Augsburg der Mokickhorror schlechthin waren. Insgesamt sind mir wieder die Kraftfahrstraßen als zeitraubendes Scheusal aufgefallen. Diese werden auf Richtungsschilden viel zu spät als solche deklariert und man muss wieder umdrehen und Ausweichsrouten nehmen. Das ist sehr umständlich.

Etappe 2:
Diese ist nur 82 km lang und führte von Rottenbuch (b. Schongau) nach Mittenwald. Es war eine wetterbedingte Unterbrechung notwendig. Schon die Nacht über regnete es sich ein um als ich losfuhr regnete es Bindfäden. Mit dem Regen konnte ich dank entsprechender Kleidung noch leben, aber nach einer Stunde im Drusch schwächelte diese und wurde undicht. Mit zunehmender Höhe wurde es kalt. Bei Mittenwald 4°C und so langsam konnte ich dank Nassen Handschuhen und tauben Händen werder Kuppeln, Schalten, Bremsen oder Gasgeben. Ein Blick ins Wetter offenbarte dann das dieses Wetter bis zum Gardasee anhalten würde (auch dort nur 14°). Für den Brennerpass wurden 0°C gemeldet…
Dadurch machte ich einen Zwangsstopp und wartete in einer Jugendherberge in Mittenwald auf Besserung

Etappe 3:
Das warten hatte sich gelohnt. Ich konnte trocken bis zum Gardasee fahren und die Temperaturen waren Freitag auch viel angenehmer.
Über Seefeld (Seefelder Sattel 1185 m üNN), Innsbruck (550 m üNN), Brennerpass (1370 m üNN), Sterzing, Klausen, Bolzano, Trento und Riva del Garda ging es nach Limone am Gardasee. Dabei wurden nochmals 290 km in 8h gefahren.
Die Alpenüberquerung war ein Traum. Ab der Passhöhe war nur noch Sonnenschein und mit jedem Meter bergab wurde es wärmer. Ab Bolzano konnte ich in Trainingshose und dünner Jacke fahren (23°C).
Bolzano und Trento waren ein Verkehrhorror…, denn auch in bella Italia gibt es Straßen, welche für Vespa und Co. Tabu sind. Dennoch habe ich es geschafft auf einer Doppelspurigen Schnellstraße zu landen, welche durch einen 5 km langen Tunnel stark anstieg. Mit 40 km/h und knapp überholenden LKWs schwitze ich Blut und Wasser und hoffte vor allem das die Carabinieri mich nicht erwischt.
Aber es ging alles gut. Oben angekommen verließ ich die Schnellstraße und konnte bequem die letzten 50 km herunter um Gardasee tuckern.

Geile Sache Martin, ich bin begeistert von Deinem Trip !

Am See:
Dort verlebte ich ein paar sehr schöne Tage mit vielen Erlebnissen. Ich bin Hauptsächlich die Hänge hinauf gefahren um die Aussichten zu genießen. 190 km kamen da noch mal zusammen. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen. Von Tankwart an der eni, bis zum ältern Herren war das Interesse ungebrochen. Mit gebrochen italienisch habe ich die Schwalbe vorgestellt und die Italiener waren begeistert!!! Bella Bella Bella Bella…waren die Worte welche ich häufig hörte! Vor allem Blinker und Standlicht faszinierten die Menschen dort. Das es due persone ist wollten sie garnicht glauben. Auch über die 60 km/h waren sie doch erstaunt. Ich traf auch eine Gruppe Vespafahrer, welche sich eine Stunde Zeit nahmen um mit mir über Simson und Vespa zu plauschen. Einer konnte englisch und übersetzte für den Rest der Gruppe.
Auch die vielen Ossis waren genial. Oft wurde ich in Zeitlupe und Winken, mit Hupe oder Warnblinker überholt. Und alle, mit denen ich sprach waren begeistert von der Tour und der Schwalbe.

Weitere Bilder..

Technisch gab es keine Probleme und wehe es schimpft noch mal einer über eine Innenliegende Unterbrecherzündung! Ich hatte auf 1015 km nicht einen Zündaussetzer. Nur nach dem Brennerpass musste ich Schrauben, da ein Brocken Ölkohle das Loch vom Gegenkonus im Auspuff verstopft hatte!!!
Der K4 ist ein Traum! Mit der Ladung und den hohen Geschwindigkeiten bergab gab es keine Probleme. Auch bei Etappe 2 (Starkregen) war der Reifen souverän! Bei Trockenheit ist er unschlagbar gut und überzeugt an Pässen und „Tornante (Kehren)“ herunter mit 1a Haftung!
Sie hat auf den 1015 km genau 29,5 l Gemisch (1:33) durchgelassen. Das entspricht einem Verbauch von 2,9 l auf 100 km. In Anbetracht der Alpüberquerung und des Gepäcks ein toller Wert! Für die die 828 km zum See benötigte ich 21 h reine Fahrtzeit. Damit liegt der Schnitt bei sagenhaften 39,4 km/h! Für ein Krad diesen Alters ein respektabler Wert.

Fazit: Ich würde es jederzeit (wenn sie sich findet) wieder tun!


Martin

Respekt , was für eine tolle Reise !

Die Bilder sind eines Buches würdig !!!

Grüsse vom Raffi

Da hat man schon ein Fahrzeug mit 350 ccm und 15 Ps und denkt wenn man eine Woche unterwegs ist und grob 1000 KM gefahren das wäre viel?
Pah da kommt der Martin daher und er fährt mit 50ccm mal eben zum Gardersee, da sehen wir ja pfeifen aus

Sehr schöner Bericht eine Reise die du lange im Gedächnis hast klasse!

Ich ziehe meinen Hut und zolle dir Respekt!
Ich kenne die Gegend und die Strecke, aber eben nur vom Auto her und schätze deine und die Leistung der Schwalbe zu schätzen!

Großartige Aktion! Ich bin sehr beeindruckt. Und für die Bilder braucht es wohl nen eigenen Kalender. Hut ab, wirklich.
So einen Trip vergisst man wohl nie.

Super Bilder, toller Bericht und absolut traumhafte Tour! Martin, ich bin schwer begeistert!!!
Du solltest darüber nachdenken, deinen ursprünglichen Tourplan in naher Zukunft umzusetzen, das war doch jetzt nur ne kleine Aufwärmrunde

Schöne Sache, respekt.
Die Schwalbe ist top und der Trip ein sehr schöner.
Echt stark.

Wahnsinn!
Meinen Respekt Martin!Das ist echt ein Traum von einer Tour.
Das Beweist die Suhler Qualität, ebenso die der Restaurierung.
Aufschlussreiche infos des neuen K4 inklusive.

Hattest Du Kontakt mit Polizei im Ausland?Schließlich sind 60km/h ungewöhnlich.


mfg Toni

Polizeikontakt hatte ich in Bozen, Trento und Innsbruck. Die haben aber nur etwas argwöhnisch das Kennzeichen angeguckt. In Trento haben die mich bei Tempo um die 55 überholt.
Ich dachte eigentlich das es hier und da mal eine Ermahnung zwecks des Helms geben würde (vorallem bei den Ösis). In Italien ist das sehr entspannt, dort sagen die Carabinieri nichts wenn man sich in den Städten an den Autos vorbei mogelt. Am Anfang hatte ich noch Skrupel und hab mich brav angestellt. Doch irgendwann gewöhnt man sich an den Fahrstil.

Um den See hat man in vielen Tunneln einen Geschwindkeitsanzeiger. Mein Rekord lag bei 71 km/h. Das war ohne Gepäck mit Badehose und windschnittiger Körperhaltung

Ansonsten danke ich euch schonmal für die Respektsbekundungen.

Ich hoffe der ein oder andere macht diese Tour auch mal. Ich frage mich ob schonmal eine 64er dorthin geflogen ist...

Toll und genial ! Danke für die Bilder und den Bericht.
Grüße!

P.S. Wie hast Du das jetzt mit dem "Ladegerät" fürs Handy gelöst ?

Ich hatte von so einem Teil eines rumliegen und habe es einfach aufgeknackt. Dann hab ich anstatt des 12V Autosteckers zwei Kabel angelötet und alles wieder verschlossen. An die Batterie habe ich mir noch einen Verbinder gebaut. Und funktioniern tut es 1a!
Ich habe meist über Nacht geladen. Aber auch während der Fahrt

Gruß, Martin

Martin, Hut ab!!!
Sehr tolle Reise und wundervolle Bilder!
Besonders interessant finde ich das Treffen mit den Vespa-Freunden.
Grüße Andreas

Ich hätte da noch ein Update. In Gesprächen über meine kleine Unternehmnung stellte sich noch so einiges heraus, was hätte mitgenommen werden müssen.

Erstens: Grüne Versicherungskarte (Die gibt es auch für Mokick/ped).

Zweitens: Es muss ein "D" Schild (Nationalitätskennzeichen) "hinten" am Fahrzeug angebracht werden. Per Gesetz muss dieses 17,5 cm x 11,5 cm groß sein.

Die grüne Versicherungskarte ist nach EU-Rechtslage bei PKW/Motorrad eigentlich nicht mehr erforderlich, da ein amtliches Kennzeichen welches auf Grundlage einer abgeschlossenen KFZ Haftpflicht ausgegeben wird, ausreichend ist.

Ein Versicherungskennzeichen ist jedoch kein amtliches Kennzeichen. Insofern muss (wie man es aus Deutschland kennt) eine Bescheinigung mitgeführt werden(jetzt wird mir auch der Zinober klar!). Im Ausland hat die jedoch (da nur in Nationalsprache) keinen Bestand. Wenn man also keine grüne Vorweisen kann, muss man im schlimmsten Falle das Fahrzeug bei der Polizei abstellen.

Das Nationalitätskennzeichen ist in allen Ländern der Erde vorgeschrieben. Innerhalb der EU ist das kleine "D" auf dem EU-Kennzeichen ausreichend und auch manche nicht EU-Länder (Schweiz, Norwegen) erkennen das so an. Wer ein solches Kennzeichen nicht hat, muss das "große D" anbringen. Gilt blöderweise für jedes Kraftfahrzeug. Ein falsches (zu kleines) oder fehlendes Nationalitätskennzeichen wird in der EU mit 50 - 80 € geahndet.

Ich bin froh das mich keiner kontrolliert hat, bzw. der Polizei nicht aufgefallen ist das mein Mokickkennzeichen kein italienisches ist.

Hätte durchaus Ärger geben können, wobei man in Tirol und am Gardasee mit Deutsch noch relativ weit kommt. Weiter südlich hätte es schlecht ausgesehen.

Aber stellt euch mal eine 64er mit Mopedkennzeichen und "D" Schild vor.

Gruß, Martin