IG Ostdeutsche Fahrzeuge

Ich sah kürzlich einen Reko-Wagen T59 der Linie 63 durch Hohenschönhausen fahren. Die Streckenführung war seinerzeit von Hohenschönhausen zum Stadion der Weljugend. Da, das ja auch ein Ostdeutsches Fahrzeug ist, welches, wie ich finde auch sehr ästehtisch ist, dachte ich mir, wir können das Thema Straßenbahn ja auch mal mit auf nehmen. Eine solche Straßenbahn soll heute noch in Naumburg regulär in Betrieb sein. Die sollten wir uns ansehen!

S-U

Istdas nicht auch der Typ der in Erfurt rumfährt? Schönes Thema, mit dem ich mich leider viel zu wenig auskenne.
Grüße Andreas

Die wagen in Erfurt sind irgendwie länger und sehen etwas anders, aber sehr ähnlich aus...

S-U

Die Erfurter Wagen sind zwei G4-65 (178+190) und zwei T2D(2+3), hinzu kommt ein Altbauwagen T2(?, 92). 274 und 275 sind die Beiwagen, Letzterer das Cabrio. Hinzu kommt noch der abgestellte G4-65 Nummer 21, ein Arbeitswagen, der teilweise(!) aus Gotha kommt. Die G4 sind Gelenktriebwagen mit Wurzeln in Gotha, wo sie gebaut und auch gefahren wurden. Die T2D/B2D wurden in Gotha gefahren, aber im Unterschied zum T2-62 nicht mehr dort, sondern in Prag hergestellt. Sie kommen aus der Zeit, in der CKD noch nicht konnte, aber Gotha nicht mehr durfte. Für viele Städte waren die T3 einfach zu groß, und so wurden bis zur (weiter)Entwicklung des T3 zum T4 bzw der Neuentwicklung der KT4 weiter Gothawagen gebaut. Nicht verwechseln: Gotha T2-62 = Prag T2D, aber nicht CKD T2!

Gotha
Tatra

Dann sind die Tatrabahnen evolutionär Nachfolger der Gothaer Bahnen?

Obwohl ich mit dem Begriff "Hörbare Bahnen" nichts anfangen kann, versuche ich mal eine Antwort.
Meinst Du damit die LOWA oder Gothawagen? Dann lautet sie nein. Lediglich die T2D, nicht T2(!), sind noch klassische Gothawagen und entsprechen dem T2-62.

Die Tatrabahnen, beginnend vom T1 bis KT4 basieren auf dem PCC-Wagen, der von CKD in Lizenz nachgebaut wurde. Spätere Tatrabahnen, vom KT4Dt bis zum T6 usw, wurden dann mit Thyristorsteuerung, ausgerüstet, dem "Ostblockpendant" zur Choppersteuerung. Diese verbraucht, im Gegensatz zur Beschleunigersteuerung der alten Tatras, deutlich weniger Strom, da sie der Leitung bloß den Strom entnimmt, den der Fahrmotor gerade benötigt, während der Beschleuniger alles nimmt, was er eventuell bräuchte, und mittels Wiederständen - Umwandlung in Wärme - auf das erforderliche Maß beschränkt. Ist denn noch niemanden aufgefallen, dass die Sommer immer weniger warm sind, seit immer weniger Tatras fahren?

Unterscheiden kann man sie schon am Geräusch: Die klassischen Beschleuniger machen "Klack" wenn sich eben dieser Beschleuniger in die Position des, vom Fahrpedal angeforderten, Wiederstandes dreht, später hört man den Fahrmotor, bei erreichter Geschwindigkeit Fuß vom "Gas" der Wagen rollt nur noch. Der Beschleuniger dreht sich in die Ursprüngliche Position zurück: "Klack", "Klick" Wagen beschleunigt, "Klack" Wagen rollt, "Klick" beschleunigt, "Klack" rollt...
Auffällig ist noch das ständige laute Lüftergeräusch.
Die Thyristorwagen brummen beim Anfahren. Das Geräusch ist dem des Gotha-Fahrmotors nicht unähnlich, lässt dann nach und verstummt. Mit zunehmenden Tempo hört man auch die Fahrmotoren, welche permanent antreiben, solange der Fahrschalter "voran" zeigt. Ähnlich wie das Gas beim Auto: Halbgas ist halbschnell.
Die Chopperwagen fahren fast lautlos an, bevor auch hier der Fahrmotor hörbar wird. Ab Werk gab es die Tatras nie mit Chopper. Diese sind Umbauten der Verkehrsbetriebe und mitunter sehr unterschiedlich. So fahren in Gotha die ursprünglich nach Gotha gelieferten Tatras, als KT4Dmod, von der TWSB auf Thyristor umgebaut, sowie die ehemaligen Erfurter Beschleuniger, teilweise zur Kiepe-Chopper, teilweise Cegelec-Chopper umgebaut und einige noch Original. Hinzu kommt noch der verbliebene GT6 und die "neuen" GT8(NF) aus Mannheim. Der Wagenmeister, der die Traktionen zusammenstellt, möchte ich nicht sein...

Ich hoffe ich konnte etwas helfen und habe alle Klarheiten beseitigt.


edit: Die Rekowagen waren "Umbauten" älterer TW. Die Umbauten waren aber so umfangreich, dass sie als Neuwagen gelten könnten, wenn sie denn gedurft hätten. Der auffälligste Unterschied zwischen T2-62 und Reko ist die vierte Fensterscheibe. Der T2 hat bloß drei.

Also ich kenne mich mit den Bezeichnungen der Wagen der Straßenbahnen auch überhaupt nicht aus. Aber bei uns fuhr /fährt (nach Höremsagen und hoffentlich behaupte ich da nix falsches) die einzige Ring Bahn Deutschlands. Die Wagen sind heute in einem sehr schön restauriertem Zustand. Allgemeiner Spitzname für die Bahn ist "die Ille" oder "wilde Zicke". Ich hab mal einige Zeit nicht weit von einer der Lautesten Kurven gewohnt. Ein Quitsche und Rumpeln, Wahnsinn. Aber nach 3 Monaten hat man das gar nicht mehr wahr genommen, nur wenn die Gläser im Schrank mal doch etwas lauter geklimpert haben, hat man sich erinnert ; ups, die Straßenbahn.

Die "Wilde Zicke" kommt daher, dass in Naumburg früher keine gebogenen Schienen verbaut waren, sondern auch in den Kurven Gerade verbaut wurden. Dann noch Zweiachser, ist also schön "gehopst"

Es werden Zweirichtungs-Triebwagen der Bauarten Gotha und Reko eingesetzt, vorhanden sind auch LOWAs und Andere als Traditionsbahnen. Ein ehemaliger Gothaer ER-G4-65, der, vom Fristablauf mal abgesehen, im Moment nicht eingesetzt werden kann, da aus der Ringbahn ein Stück rausgebissen ist. Darum kommen bloß Zweirichter zum Einsatz. Dieser, 202, ist der Bruder des halben Erfurter ATW 21 (Ex Gotha 201). 2002 war der Erfurter KT4D 405 zu Besuch, welcher, nebenbei geplaudert, der älteste KT4 im Liniendienst Überhaupt ist. Älter sind noch der Potzdamer Prototyp und der Erfurter 401, wobei 401 noch mit Kinderkrankheiten im Bett lag, als 405 schon seine Runden gedreht hat.

Volle Liste und andere Infos: Wikipedia, Wilde Ziege.


405:

Es ist interessant, dass der "Januskopf" nur auf einer Seite Türen besitzt. In welcher Art wurde denn die Rückwärtige Fahrkabine zum Einsatz gebracht? Sie macht ja nur Sinn, wenn auch weitere Strecken gefahren werden. Dann wären aber die Türen auf der falschen Seite.

S-U

diese Straßenbahnen sind umgebaut worden um auf eingleisigen Strecken (in Erfurt ja nur im Fall einer Baustelle) fahren zu können. Dabei ergibt es sich zwangsläufig, dass die Haltestellen weiterhin ausschließlich auf einer Seite bleiben! Weiterhin werden in Erfurt, wenn das andere Gleis benutzt werden muss hölzerne Ersatzhaltestellenbahnsteige gebaut, diese dann auch auf der rechten Seite...

Thomas

Man spricht von "Unechten Zweirichtern", weil ein Echter eben auf beiden Seiten Türen hat. Leipzig (oder Halle?) hatte Ihre T3D-ZR mit Türen auf beiden Seiten ausgerüstet, in Erfurt hat man darauf verzichtet, da das Erfurter Netz, wie bereits erwähnt, keine eingleisigen Abschnitte hat, und somit die Haltestelle immer rechts ist. Wenn mal nicht, dann kamen die besagten Ersatzbahnsteige zum Einsatz. Einen ähnlichen Weg hat Gotha, für die Strecke von Waltershausen zum Gleisdreieck, eingeschlagen, trotz einiger eingleisiger Abschnitte im Netz. Die TWSB wollte eigentlich die Erfurter ZR 405 und 435 übernehmen, aber die EVAG gab sie nicht her, obwohl mit den MGT6D 601-604 bereits seit 94 niederflurige ZR zur Verfügung stehen.

Ich hoffe, es ist nicht allzu offtopic, wenn ich hier unsere Potsdamer KT4D zeige. Der Zug war zwar mit allerhand Halloween-Zauber geschmückt, aber wenigstens mal außerhalb der Betriebshofhalle zu sehen.

Mal ein "DSO-Link"

zu den berliner Rekos

und einer zu Bussen