IG Ostdeutsche Fahrzeuge

Ich konnte nicht nein sagen und musste es erstehen, der Preis war mehr als zusagend. Nun kann ich als 2m Mensch endlich das richtige Rad fahren. Ich weiss nichts darüber, aber angeblich wurden solche Ballonräder mit diesem Hochrahmen (immerhin über 60cm) für groß gewachsene gebaut. Soll wol recht selten sein. Toll ist natürlich der Zustand und das Simsonschild. Eigentlich fehlt nur eine schöne Karbidlampe mit Halter und ein passender Sattel. Zufällig habe ich noch einen Simson Columbussattel aus den 20igern.
Ich werd sehr vorsichtig rangehen.

Simson Elite

Nun ist es da und es ist wie erwartet, echt urig das Teil, der Rahmen sticht am meisten ins Auge.
Soll laut meinen Infos, recht selten sein diese Rahmenform. Von Simson hab ich bis jetzt noch nichts gesehen oder gefunden in der Art. Ich muss mal im Museum nachfragen.
Lustig ist, das man auf diesem Rad nicht sitzt, sondern eher steht beim Fahren , ich hab mal Probe gesessen und musste feststellen das meine Augenlinie höher ist beim sitzen darauf als wenn ich daneben stehe. Auch wenn man die Winkelstütze noch nach unten verstellen kann, ist es ein Ballanceakt da aufzusteigen


ps: der Sattel liegt selbst bei mir deutlich über der Hüfthöhe.

Ich hab mal nachgeforscht, solche RAhmen waren für sehr große Leute, aber meist nur ganz geringe Produktionen von der Anzahl her, bekannt ist das bei uns nur von Stukenbrock und einigen anderen, aus der zeit jedoch, ist es wol fast ausgeschlossen solch einen Rahmen zu finden. In England und Holland dagegen, gibt es einige Hersteller mit diesen sehr hohen Rahmen.
Fazit im Moment ist, es ist das einzige bis jetzt bekannte, keiner kann was dazu sagen, ich wende mich mal ans Museum, ist ja wie mit Dunovizes Astoria, vieleicht eine kleine Versuchsreihe die sich nie in großer Zahl durchgesetzt hat, denn für dieses Rad muss man schon eine gewisse größe haben.

Ich hab es zerlegt und den Rahmen mit Fertan eingestrichen, mal sehen was nach 48 Stunden so herauskommt.
Das sehr fragmentierte Holzdekor der Felgen ist nach der Reinigung eigentlich noch ok.

Mal sehen was draus wird.

Interessant.
Hab ich bisher auch noch nicht gesehen.
Mein Urgroßvater war auch sehr groß, aber ich kann mich nicht erinnern, dass er so ein Fahrrad hatte.

Man müsste eigentlich auch meinen, dass so ein Rahmen extra verstärkt sein müsste.
Große Leute sind ja auch viel schwerer.Jenseits von 110kg manchmal.


mfg Toni

Maik,

einen adäquaten Karbidlampenhalter habe ich noch kannste haben. Ne Lampe hätte ich auch noch doch die wurde schon mal gelötet und wird wohl nur als DeKo herhalten können.

Gruß Matze

ps. kommt nach dem Fertan dann OWATROL drauf ? Ich glaube ich habe mal gelesen das alle Sachen die man mit Fertan behandelt dunkel werden ? Stimmt das ?

Also fertan wirkt auf wasserbasis und enthält tannin. Tannin reagiert mit dem Rost und es bbilden sich Tannate, das sind hochfeste metallsalze, also man hat eine neue Metallschicht. Diese färbt sich an der Luft schwarz. Man hat also eine schwarze Oberfläche, die aussieht wie der originale lack, es ist aber nicht neulackiert. Also hat man wieder einen guten Rahmen im originallack. Allerdings darf der Rost vorher kein Öl gesehen haben sonst wirkt es nicht, balistol oder wd40 zum reinigen oder schrauben lösen sind unvorteilhaft. Wenn man einen rostigen schwarzen Rahmen hat ist er dann wieder fast neu, auch wirken dann die ausgeglichenen Linien und Bilder wieder denn fertan wirkt nur auf dem Rost.

SO, ich bin gerade dabei das Fertan nach 48 Stunden Einwirkung abzuwaschen mit warmem Seifenwasser, das ist nach der Bahandlung wichtig um das überschüssige Zeugs weg zu bekommen, da es klebt. Anschliessend sieht das ganze so aus.

Hier kann man an einem Blech nochmal die Wirkung sehen, die glatten Inseln, sind die noch vorhandenen Originallackfragmente, der längstgestrichene Rest ist die Rostoberfläche die nun schwarz ist. Wird das ganze abgewaschen und mit Wachs aufgefüllt/poliert gleicht sich die rauhe Struktur der vorhandenen glatten Restlackfläche an und mann kann nur noch wenn man direkt Leuchtet darauf den Übergang sehen, oder bei Sonnenlicht darauf. Von weiter weg betrachtet, wirkt es wie gut gepflegter originallack.

Nach der Behandlung muss aber eine Konservierung rauf, denn die Oberfläche hält ohne Konservierung nur 6 Monate, dann rostet es wieder. Wenn man es aber wachst oder mit anderen Konservierungsmitteln behandelt, fährt man Jahrzehnte lang ein schönes Rad, was eigentlich oberflächlich total verrostet war.
Nachteil ist es funktioniert nur bei schwarzem Lack, ein grün lackiertes Rad kann man nicht behandeln, da wär ein krasser Kontrasst mit den schwarzen Stellen.
Da aber die meisten Räder zu der Zeit fast immen nur schwarz waren, ist das ok.

Hallo Doc, ein normaler Karbidlampenhalter passt leioder nicht, da die Gabel aufgrund einer Verstärkung einen kürzeren Schaft hat.

So, nach mehrmaligem Waschen, hab ich jetzt das erreicht was ich haben wollte. Das Rad sieht wieder ganz gut aus, hat aber seine Patina dezent behalten.

Hier mal mit dem anderen Simson im Vergleich, irgendwie lustig, der kleinere Rahmen hat die größeren Räder und der größere die kleineren. Das 28iger wirkt eher wie ein 26iger gegen den Rahmen des Ballonrades.

Mein Rad hat nun einen größeren und älteren Bruder

Cloyd hat geschrieben:
Man müsste eigentlich auch meinen, dass so ein Rahmen extra verstärkt sein müsste.
Große Leute sind ja auch viel schwerer.Jenseits von 110kg manchmal.


mfg Toni

Das Rad ist verstärkt, die Vordernabe zB ist doppelt so dick wie eine normale Fahrradnabe.
Der Gabelschafft wurde auch mal verstärkt, man kann nicht durch den Gabelschaft sehen, da er nur im oberen Drittel wo der Lenker eingesteckt ist hol ist. Im inneren des Lenkerschafts befindet sich ein Stahlbolzen aus Vollmatterial, daher wiegt die Gabel doppelt so viel wie eine normale.
Anders wie beim SR1, wurde innen keine Hülse sondern ein Stahlbolzen eingelötet.

Ich hab mal ein Bild gezeichnet auf dem Comp., da kann man sehen wie das gemacht wurde.
Von aussen kann man nur das Messinglot sehen, was an der Nahtstelle ausgetreten ist. Der Bolzen wurde auch von unten und von oben verlötet, die Gabel dürfte am Schaft weder biegen noch brechen.
Ich dachte erst das sei eine Reperatur, aber jetzt wo du es sagst könnte das sogar eine Verstärkung sein. Dunovize meinte das Rad könnte ein Versuchsmodel/ Prototyp sein, wie bei seinem Astoria, dann würde das sogar Sinn machen, denn einen neuen Schaft einzulöten ist einfacher, als den vorhandenen zu trennen und oben und unten wieder mit Rundstahl zu verstörken und zu verlöten.
Ich weiss daher nicht ob es eine Reperatur ist, oder eine Verstärkung als Testversion sozusagen.
Wie gesagt, wäre der Schaft mal gebrochen, hätte man eher einen neuen eingeleötet, als so aufwendig zu reparieren.

Ich möchte aber auch nicht anfangen zu groß zu spekulieren, denn beweisen kann ich das nicht.

Ich muss erst abwarten was das Museum dazu sagt, bis jetzt ist nichts bekannt.

Letzter Stand, fehlen noch Holzgriffe und Ballonreifen.

@Dunovize, schae das du soweit weg wohnst, sonst hätten wir mal ne "Simson Saurier" Ausfahrt machen können , vieleicht ergibt sich ja mal ne Gelegenheit.

Schönes und kurioses Rad. Das Ergebnis nach der behutsamen Aufarbeitung ist schön geworden. Hast Du Zahlen wie viele es von diesen Hochrädern ungefähr gab und von wann bis wann sie gebaut wurden?
Grüße!

Ich hab nur einen Katalog aus der Zeit, in dem Simson "Supra" und Simson "Elite" als Modelle genannt werden, auch BSW Waffenmeister und BSW Franklin, es gibt das Simson Elite als Touren und als Sportrad bzw. als Ballonrad, aber in der normalen Version 26 Zoll. Von 63iger Rahmenhöhe steht da nichts und auf den Bildern sind alle Räder normal proportioniert.

Ich hab weder eine Zahl über die Menge, noch eine irgendeine Info zu dem Rad. Ich warte auf eine Antwort aus Suhl.

Das scheint im Moment etwas länger zu dauern - ich warte auch noch auf ne Antwort von denen.

Am besten ist immer wenn man mit dem Herrn Schiebe, oder so änlich telefoniert, am besten immer ab 10 Uhr Montags, dann kann es sein, das ein Anliegen zB schnell geklährt wird oder das sich jemand auf die Suche macht und mal Infos rauskrahmt. Über Mail ist das zu lange.

Es gibt wieder etwas zu berichten, das Rad ist fertig.
Ich hab schöne Holzgriffe bekommen (in Ungarn nachgefertigt), dann hab ich Ballonreifen aufgezogen.
Die Kerzenlampe sitzt nun am seitlichen Gabelhalter wie es gehört.
Einen Bandfeststeller hab ich auch aufgetrieben und der funktioniert auch.

Jetzt werd ich immer mal wieder ne schöne Abendrunde mit dem fahrbaren Kerzenleuchter drehen.