SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

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fahrfisch
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SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Dieser Fred ist nur für Hendrik ! Bitte schreibt nichts zwischen seine Ausführungen. Wenn es doch geschehen sollte...
...aber das wollen wir ja hier nicht. ;)


Hallo Leute,
da ich gerade einen Motor für ein SR 2 instand zu setzen habe, dachte ich mir, daraus einen Reparaturleitfaden zu erstellen, nach dem man selbst Hand anlegen kann.
Mit Hilfe meiner Kamera werde ich Schritt für Schitt dokumentieren, wie man den Motor zerlegt, Teile prüft, worauf es ankommt und vor allem, wie man die Kiste wieder zusammen kriegt.
Da die Motoren für SR 1 und SR 2 und SR 4/1 P (Pedalspatz) bis auf Kleinigkeiten baugleich sind, kann man diese Typen genau nach dieser Anleitung bearbeiten. Motoren für KR50/Kickspatz Motor RH50 sind prinzipiell auch so instand zu setzen, lediglich die fehlende Pedalmimik muss beachtet werden, vielleicht kann ich diese Besonderheit auch mit berücksichtigen. Leider fehlt mir dazu das Lehrobjekt. Aber vielleicht hat Andi da was für mich?

Der Patient: Motornummer
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CIMG0655 (800 x 600).jpg
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fahrfisch
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Motorinstandsetzung RH 50 selbst gemacht
Einleitung

Für folgende Arbeiten muss man nicht wirklich ein Fachmann sein, ein wenig Geschick und hier und da eine helfende Hand sind von Vorteil, letzteres muss nicht unbedingt sein.
Ich fasse den Materialbedarf hier am Anfang zusammen, damit es etwas übersichtlicher wird, und man sich nicht die benötigten Sachen aus dem Montagetext zusammen suchen muss.
Ich hoffe, ich erwische alles, wer fehlende Dinge findet, kann mich gern darauf aufmerksam machen, ich ändere das dann sofort.

Benötigte Werkzeuge:
- Schlitz - Schraubendreher Klinge 10 mm und 6 mm, möglichst mit Sechskant – Schaft (zumindest der breite)
- Steckschlüssel SW 10, 14, 17 und 19 mm
- Gummi- oder Holzhammer
- Schlosserhammer 400 oder 500 gr
- Spitzzange (Elektrikerzange)
- Elektrische Heizplatte empfohlen (geht auch mit Heißluftpistole o.ä.)
- Messschieber mit Tiefenmaß, besser richtiges Tiefenmaß
- Stemmeisen oder scharfes Messer (Reinigen der Dichtflächen von alten Dichtungsresten)
- Wasserpumpenzange

Spezialwerkzeuge:
- Abzieher für Schwunglichtmagnet mit Aufsatz für Abtriebsritzel und Primärzahnrad
- Gegenhalter für Kupplungskorb (geht auch ohne, zeige ich an entspr. Stelle)
- Gegenhalter für Abtriebsritzel (geht auch ohne, zeige ich an entspr. Stelle)
- Drückdorn für Kupplungsfedern (geht auch ohne, zeige ich an entspr. Stelle)
- Dorn zum Eindrücken des Kolbenbolzens
- Messeinrichtung, mit der man das Pleuel auswinkeln kann. 2 Gleich hohe Metallleisten etc. (geht nicht ohne, sonst wirds Mist!)

Die Vorarbeiten sind:
- Öl ablassen
- Kette trennen (bleibt im Fahrgestell)
- Bremsgestänge aushängen
- Krümmermutter komplett lösen und Auspuff hängen lassen
- Vergaser demontieren (bleibt im Fahrgestell)
- Unteren Motordeckel aus Blech abschrauben und Bowdenzüge für Kupplung und Schaltung unter dem Motor aushängen
- Lichtmaschinendeckel demontieren, Magnet abziehen und 2 Kabel links oberhalb vom Magnet lösen (merken, welches Kabel wohin gehört!)
- Motor ausbauen, dazu hintere und vordere Befestigungsschrauben M8 lösen, und ziehen. Achtung, der Motor kann dann nach unten fallen,
entsprechend unterbauen oder festhalten.

Danach wird der Motor auf die Werkbank gelegt und kommt erst wieder runter, wenn alles fertig ist. Am Besten, man baut sich aus Brettern eine Kiste, auf die der Motor aufgelegt werden kann, alternativ kann man auch einen Schraubstock nutzen, der aber zwingend Aluminium – oder andere materialschonende Backen haben muss. Ich zeige das im weiteren Verlauf der Reparatur.
Wenn man weiß, was alles gemacht werden muss, empfiehlt sich die Beschaffung von Lagern, Dichtungen und Ersatzteilen im Vorfeld, erfahrungsgemäß ist es besser, man arbeitet möglichst ohne größere Pausen, damit nix wegkommt.

Benötigte Lager:
- 2x 6302 (KW – Hauptlager), axiales Spiel 0,08-0,15mm, sog. Erweitertes Spiel
- 1x 6202 (Kupplungswelle), axiales Spiel 0,03-0,13mm, normales Spiel
- 1x 6301 (Abtriebswelle), axiales Spiel 0,03-0,13mm, normales Spiel

Benötigte Welledichtringe:
- 1Stck. 14x28x7 (alte Bez. A14 x 28, für Kurbelwelle Lichtmaschinenseite)
- 1Stck. 15x42x10 (alte Bez. A15 x 42 für Kurbelwelle Kupplungsseite)
- 1Stck. 12x28x7 (alte Bez. A12 x 28 für Abtriebswelle)
- eventuell 1Stck. 16x28x7 (alte Bez. A16 x 28 für Pedalwelle links)
Für die Kurbelwelle benutze ich Viton – Wellendichtringe, die sind etwas teuerer, halten aber bei bleifreiem Sprit länger.

Sonstige Dichtungen:
- Zylinderfußdichtung (Papier)
- Dichtungen für Dichtkappen der lichtmaschinenseitigen Wellendichtringe (Karton)
- Dichtung für Kupplungsdeckel (Papier)
- Dichtung für Schauloch im Kupplungsdeckel (wenn vorhanden)
- Gummidichtung für Pedalwelle rechts, als Nachfertigung erhältlich (wenn nötig)
- Gummidichtung für Schaltbetätigung, als Nachfertigung erhältlich (Motor unten)
- Gummidichtung für Kupplungsbetätigung, als Nachfertigung erhältlich (Motor unten) es geht auch mit Korkteilen, die angefertigt werden
müssen.
- Dichtmasse für Mitteldichtung der Gehäusehälften, hier gehört KEIN Papier hin!
Ich nehme DIRKO Dichtpaste, früher wurde der so genannte „Bärendreck“ verwendet, eine Dichtmasse, die heiß verflüssigt wurde und so auf die Dichtflächen aufgetragen wurde. Die Papierdichtungen werden im Fachhandel als Dichtungssatz angeboten. Wenn man Fertigpakete für Dichtungen und Lager kauft, bitte auf die Qualität der Lager und Wellendichtringe achten. Ein wenig Mühe und man bekommt zum gescheiten Preis alle Komponenten vom Handel in vernünftiger Qualität. Man muss es nur ggfs. einzeln kaufen, hat aber damit die Gewähr, dass die Parameter (Axialspiel!) stimmen. Manche Online - Händler haben die richtigen Lager und Dichtringe zusammen gestellt, manche nicht.

Und sonst noch?
- 3x Scheibenfeder (sog. Halbmondkeil) für Kurbelwellenstumpf links (3x5mm) und rechts (2x3,7mm) sowie Abtriebswelle (noch mal 3x5mm)
- Gescheite Schrauben, wenn die alten vernudelt sind
- Ein wenig Wälzlagerfett als Montagehilfe
- Handschuhe oder Lappen, damit man die heißen Gehäusehälften anfassen kann
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Der Motor liegt nun vor uns, Lichtmaschinenseite oben. Auf dieser Seite werden nun die Grundplatte, das Abtriebsritzel (Kettenritzel) und die beiden Staubkappen für die Simmerringe demontiert.
Damit man bei bereits ordentlich eingestellter Zündung nach der Montage keine Sucherei hat, wie die Grundplatte zu montieren ist, kann man mit Hilfe eines Schraubendrehers eine Markierung einschlagen.
Zur Demontage:
Die Grundplatte wird von 3 Schrauben gehalten. Diese herausdrehen und die Grundplatte abnehmen. Vorsicht, dass das Zündkabel der Zündspule nicht abknickt, die Gehäusedurchführung gleichzeitig mit der Grundplatte herausnehmen.
Dann das Abtriebsritzel fixieren und die Befestigungsmutter lösen.

ACHTUNG LINKSGEWINDE!! Dies ist die einzige Schraube am Fahrzeug, die Linksgewinde hat. Also rechts herum abdrehen!

Dann wird der Abzieher mit dem Ritzelaufsatz aufgeschoben, das Ritzel damit abgezogen.

Bilder folgen
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Nun kommen die Staubkappen dran. Die 3 Schrauben pro Kappe lösen und die Kappen abnehmen. wenn sie etwas kleben, leicht mit einem Schraubendreher abhebeln, jedoch ohne die Dichtflächen zu beschädigen.
Kleiner Tipp am Rande, Wenn Schrauben zu fest sitzen sollten, bekommen sie einen dosierten Schlag mit Hammer und einem Metalldorn. Besser, als die Schlitze zu vernudeln...
Zuletzt geändert von fahrfisch am Di 19. Apr 2011, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Nun wird die Rücktritt - Bremsbetätigung demontiert.
Dazu muss die Sicherungsscheibe auf der Pedalwelle zurück gebogen und dann die große Mutter gelöst werden. Danach wird alles abgezogen, was locker ist.

Die rechte Seite ist nun fertig und sieht so aus.
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Rechte Seite  "abgerüstet".
Rechte Seite "abgerüstet".
Zuletzt geändert von fahrfisch am Di 19. Apr 2011, 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Demontage des Zylinders:

4 Muttern lösen und den Zylinderkopf abziehen. Danach mit dosiertem Krafteinsatz den Zylinder ziehen. Wenn der Kolben fest sein sollte, muss der erst gangbar gemacht werden. Dies betrachte ich hier nicht, dazu gibt es einen gesonderten Fred.
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CIMG0714 (640 x 480).jpg
4 Muttern lösen, Kopf nach oben abnehmen.
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Jetzt den Zylinder wie beschrieben...
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Zylinder abziehen
Zylinder abziehen
Manchmal geht es von Hand, manchmal brauchts den Hammer. Aber bitte weich!
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Kleiner Zwischenstopp:
Der Kolben des Motors hier war falsch herum montiert. Der Pfeil auf dem Kolbenboden zeigte zur Einlassseite, ein Kolbenringstoß lag mittig im Auslassfenster. Das ist auf jeden Fall großer Mist! Bitte für die Montage merken, Pfeil zum Auslass!!!
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Vorbesitzerschrott!
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So nicht!
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Re: SR1/2 Motor instandsetzen, wie gehts, was braucht man?

Beitrag von fahrfisch »

Nun bitte die Vergaserflanschdichtung abnehmen. Im Normalfall ist die nämlich aus Plaste und ca. 4 mm stark. Wenn man die vergisst und die Gehäusehälfte später trennen will, geht die Dichtung unweigerlich kaputt und man ärgert sich schwarz.
Bei dem Motor war ein "Fachmann" dran, die Dichtung ist hier nur aus Pappe.
Trotzdem runter damit.
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