IG Ostdeutsche Fahrzeuge

Wie einige von Euch mitbekommen haben, mache ich die Schwalbe von meinem Opa flott.

Freitag war ich in Suhl um Kleinkram und so weiter zu kaufen. Spiegel gab es leider nicht bzw. nur Schrott. Da habe ich mich zusammen mit Vater, Schwiegervater und meiner Verlobten auf dem Weg gemacht um die ganzen Mopedfritzen auf dem ehemaligen Simsongelände zu besuchen und einen Spiegel zu erhaschen. Die ersten beiden hatten keinen. Beim dritten musste ich erstmal drei runden ums Haus schleichen ehe ich den Eingang fand.

Vielversprechend klang der Laden nicht. Vor der Türe ein SR2 mit Bing-Vergaser und Sportluftfilter...
Auf dem Schild stand Oltimer Restauration, Teilehandel und Tuning.
Ich bin mal reinspaziert und wurde nicht wahrgenommen. Eine Tresen oder Kassenbereich gab es nicht und man stand sofort in der Werkstand. Ein Mitfünfziger schraubte an einer AWO Sport und unterhielt sich mit einem Kunden.

Plötzlich kommt ein "Jungspund" der wahrscheinlich so alt war wie ich daher und fragt etwas patzig, was ich suche:

Ich: Einen Spiegel für 81er Schwalbe, original.
Er: Du weisst schon was der kostet?
Ich: Erst zeig den Spiegel!

er geht ins Lager suchen und bringt einen großen Spiegel. Und ich sagte das es der Falsche ist.
Bisschen hin und her diskutiert und er ging ins Lager...
Ich schlich hinterher und wurde promt rausgeworfen! Er: Ich gehe auch nicht einfach in dein Wohnzimmer!

Doch meine Augen sahen eine Schwalbe mit Knöpfen für Tupfer und Luftklappe.
Er brachte den Spiegel und ich fragte ob ich die Schwalbe sehen könne.
Er: Nein!
Ich: Habe mehrere unteranderem eine uralte von 64.
Er: Seine ist von 63.
Ich: Nein!
Er: Doch!
Ich: Will ich sehen!

Er zeigte sie mir. Und es ist der Hammer!

Sehr runtergekommen aber bemerkenswert war die Rahmennummer!

Es war die 200010 !!!

Das Fahrzeug ist Tundragrau, hat einem Simson Schriftzug am Knieblech und KEIN Suhler Wappen am Lenker, sondern ein emailliertes Simson Emblem!

Der Gummi des Rückstrahlers war Beige und der Strahler selber war ganz tief unten angebracht.

Handschaltarmatur und Tupfer waren verbaut, doch leider waren der Motor getauscht wurden. Auf dem Typenschild war kein Gütezeichen (wie auch bei meiner 64er) eingeschlagen. Auch das Baujahrfeld war nicht beschlagen.

Das Moped gehörte einem werksangehörigen Ingenieur, welcher sagte das sie von 63 ist. Anhand der Rahmennummer ist es ein Vorserienfahrzeug und die wahrscheinlich älteste Schwalbe.

Ich bin baff! Vorallem die Tatsache, das KEIN Wappen am Lenker ist, macht mich nachdenklich! Wenn der Herr gnädig ist, können sich sicher noch einige von Euch in Suhl (wenn ihr denn ins Heimatnest fliegt) davon überzeugen.

Grüße vom Martin, der leider keine Bilder machen durfte

Achja... und den Spiegel gabs dann für einen Zehner. Der ist sein Geld in anbetracht des Erlebnisses echt wert.

Krass!!! Ich vermute aber er wusste was er da hat. In letzter Zeit werden die Nummern immer kleiner. Bei Mutti ist der 64ste Rahmen aufgetaucht und jetzt das Erlebnis mit der 10ten. Schade das du keine Fotos machen durftest. Die ist vermutlich noch ohne Strahler vom Band gelaufen....

Tolle Sache! Herr Werner bestätigte, dass die Wappen und die Schwingen gleichzeitig an den ersten Fahrzeugen verbaut wurden, so lange, bis es beim Hersteller des Bleches für's Wappen zu Engpässen kam. Daraufhin gab es nur noch Schwingen. Der Simson-Schriftzug am Blech ist 63 logisch, da es damals ja noch nicht klar war, wie das Moped heissen solle. Allerdings ist die Rahmennummer interessant, da sie nicht direkt auf die Vorserie schließen lässt, wie es ja bei anderen Simson-Modellen bekannt ist.

S-U

Ein Grund mehr am 5.7. nach Suhl zu fahren.
Dann alle geschlossen da hin und einfach nett fragen.
Vielleicht ist aber auch so, dass diese Schwalbe ja an der Wertung zur ältesten Teilnimmt.
Das soll mal einer unterbieten.


mfg Toni

Tolle Geschichte! Wenn man zu der Schwalbe noch Genaueres Erfahren könnte. Möglicherweise ist es ja eins von den Fahrzeugen, die vom KTA damals getestet wurden?!
Zu den Bildern sage ich nur "Knopfloch-Kamera".

Was mich arg wundert ist, das eben kein Suhler Wappen verbaut war, sondern eben ein Emailliertes Simson Emblem mit dazugehörigem Lenkerblech.

Die Vorserienfahrzeuge waren ja normal eingereiht. Insofern ist die Nummer 10 ein Vorserienfahrzeug.
Nun steht auf diesem Fahrzeug gleich zwei mal Simson (Knieblech und Lenker)..
Auf den Bildern der ersten Serienfahrzeugen steht bereits Schwalbe drauf aber diese sollen dann ein Wappen gehabt haben???

Ärgerlicherweise konnte ich am Ingenieurstreffen (Herr Werner nahm auch Teil) nicht dabei sein. Das "Freie Wort", hat die Ingenieure der Vogelserie ins Museum eingeladen um zu plaudern. Neben dem Reporter, der auch über mich eine Zeitungsseite verfasst hat (welche bald erscheint...) sollte ich dabei sein. Bekam dann aber am selben Tag bescheid, wo sich wirklich nichts mehr machen ließ mal eben nach Suhl zu kommen..

Nun mal mein Erkennisstand zusammengefasst:

Funktionsmuster: Simson Schriftzug - Lenkerbelch blank (5 Stk)
Fertigungsmuster: Simson Schriftzug - Lenkerblech mit Wappen (5 Stk)
Vorserie: Simson Schriftzug - Lenkerblech mit emaliertem Simson Emblem (am Beispiel der Nummer Zehn) (25 Stk)
Serie (erste Fahrzeuge): Schwalbe Schriftzug mit Suhler Wappen (????? etwas fraglich)
Serie (wie wir sie alle kennen) : Schwalbe Schriftzug mit emaliertem Simson Emblem oder lackiertem Emblem

Korregiert mich, wo nötig.

@S-U. Laut dem Vater des Reporters der Zeitung, waren es die Mitteltunnel die fehlten...

Grüße, Martin

Woher kommen die Stückzahlangaben, Martin?

Ich muss mal in einer KFT nachsehen, ich meine, mich erinnern zu können, dass die Schwalbe aus der Vorserie mit der Nummer 10 zu testzwecken der KFT überlassen wurde.

Dann war sie wahrscheinlich auch beim KBA. Aus den Akten geht hervor, dass die Dinger häufig von dort an die schreibende Zunft übergeben wurden. Steht die KFT evtl bei uns schon online?
Grüße!

Da ist ein Artikel! Das Fahrzeug ist Vorserie, da kein Strahler vorhanden ist...

KFT 3/1964

(Das ist jedoch nicht der Artikel, den ich meinte)

Aber Herr Werner sagte doch, das die Fertigungsmuster, welche ja schon im Sommer fertig waren an die Presse gingen, oder?
Die Vorserie wurde ja erst im Herbst oder Winter 63 gebaut. Die Vorserie dient ja im eigentlichen Sinne zur Montagelinienerprobung.

Hoffentlich taucht der Bericht zur Nummer zehn noch auf. Immerhin hat die Nummer 10 kein Suhler Wappen!

Der Rückstrahler wurde definitv nachgerüstet. Er ist auch viel tiefer platziert als bei unseren 64ern. Die Vorserienfahrzeuge waren ja an und für sich nicht besonderes. Wie auch heute braucht man sie um Abläufe, Taktzeiten etc.. welche auf dem Papier entstanden sind zu überprüfen. Laut Herr Werner wurden die Mokicks an Werksangehörige verkauft. Die Nummer zehn, gehörte nach Angaben des Jungspunds einem solchen Herrn, der wohl auch noch lebt.

Ich werde die Tage mal die Bude ausfindig machen und mal anrufen (bei google ist der Betrieb nicht auffindbar..). Vielleicht kann ich den jungen Herrn dazu bewegen ein paar Bilder zur Verfügung zu stellen oder sich hier anzumelden.

Die Diskusionen dort waren schon herrlich... Er will einen SR2 Krümmer dran bauen... ein kurzer wäre ja Tuning (mit Tunig verdient die Firma ihr Geld...) Naja... Dreiecksflansch hat er schonmal gehört..

Grüße, Martin

Hier ein Bericht aus Der Deutsche Straßenverkehr 8/64:

Ebenfalls aus " Der Deutsche Straßenverkehr" 8/64

Aus " Der deutsche Straßenverkehr" 4/64

Interessant: die Abgasanlagen

Die Vorserie dürfte nicht ´63 gebaut worden sein, das war im Januar 1964.
Und im Januar hatten die Schwalben am Band schon den Schwalben-Schriftzug am Knieblech.
Aber die Kombination Simson-Schriftzug und fehlendes Wappen ist interessant, so etwas hätte ich nicht für möglich gehalten.
Grüße Ronny

Martin, eine sehr interessante Geschichte, die Du da erlebt hast! Vielleicht ergibt sich ja wirklich am 5.7. die Chance, dass wir uns diese Schwalbe alle zusammen anschauen können.

Wegen des Lenkerbleches.....vielleicht wurde dieses ja mal getauscht? Evtl. fand der Besitzer ja das emaillierte Simsonzeichen schöner, als das Stadtwappen?

Wenn der Bericht über Dich erscheint, lass uns bitte teilhaben

Das Baujahr 1963 stützt sich auch nur auf die Aussage des jungen Mannes, welcher es wiederum vom Besitzer so gesagt bekam.
Das Feld dafür im Typenschild ist nicht beschlagen. Nur die Rahmennummer wurde eingehämmert.

Martin

Interessant interessant was du da entdeckt hast martin. Auch die Dokumente von Swen - Uwe gefallen mir sehr gut

Bin Gespannt wie es weitergeht.



Grüße

Nun wie Herr Werner bereits berichtet hat, sind im Jahr 63 viele Schwalbe zur Erprobung in Thüringen umher gefahren. Die Testfahrer mussten pro Schicht um die 300 km abreißen .... Es soll auch vorgekommen sein, das manche Schwalbe im Straßengraben lagen, da die Fahrer übermüdet waren.

Im Werk stand dazu ein AWO mit umgebauten Lastenseitenwagen. Damit wurde die Maschine wieder ins Werk geholt. Die 5 Maschinen die an die Presse ausgegeben wurden, waren laut Herrn Werner aber andere. Denn die Erprobung wurde schon weit eher durch geführt.