Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

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Schollega
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Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Schollega »

Welche Lager verbaut ihr bei der Regeneration in euren Motoren? Nehmt ihr welche mit oder ohne "Sonderluft" (C3)?
Ich hatte in einer Schwalbe einen Satz Lager, der die Bezeichnung "C3" trug. Nach ca. 5000 Kilometern sind nun aber die Lager (speziell das rechte Kurbelwellenlager) schon wieder so verbraucht, dass der Motor unangenehme Nebengeräusche produziert.

Es wäre interessant welche Erfahrungen ihr mit Lagern (mit und ohne Sonderluft) gemacht habt und welche Hersteller für neue Lager ihr empfehlen könnt. Wenn ihr Links zu den Händlern/Herstellern habt, wäre es auch sehr hilfreich.
Grüße!
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erich
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von erich »

Hallo Gunnar.
Das Lager-Thema hatte ich auch erst letze Nachtschicht mit meiem Kollegen.
Die Sache mit der Sonderluft finde ich persönlich unnötig. Die Bezeichnung C3 sagt aus dass das Lager ein erhöhtes Höhenspiel des inneren Rings aufweist. Was aber in Mopemotoren nicht sonderlich wichtig is und wie ich finde auch von Nachteil sein kann. Allerdings sind das Toleranzen im mü Bereich.
Für die Aufarbeitung meines Spatzmotors habe ich mir Lager von FAG besorgt. In dem Motor meiner S50 sind welche von SKF reingekommen. Beides sind namhafte Hersteller von Kugellagern. Schlecht sind diese auf keinen Fall, wir haben beide Hersteller bei uns auf Arbeit. Ind wenn diese die Strapazen einer 24h Produktion aushalten können sie nicht so verkehrt sein.

Mfg Jörg
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Wälzlager sind Thema in meiner Diplomarbeit gewesen. Diese liegt nun aber schon 14 Jahre zurück. Ich stecke also nicht mehr voll drinnen und könnte jetzt aus dem Hut keine Lebensdauerbrechnung mehr vollführen, wobei diese auch, je nachdem, wie viele Faktoren man einbezieht, extrem kompliziert ausfallen kann!
Ich finde, dass Wälzlager ein sehr interessantes und äusserst facettenreiches Themengebiet sind. Für eine maximale Lebensdauer sind viele Einflüsse entscheidend. Es gibt Belastungen, die für ein Kugellager schnell tödlich sind. Das sind einmal sehr hohe Drehzahlen (auch ohne Last). Ihr könnt das ganz einfach ausprobieren. Ihr nehmt ein Kugellager, haltet den Innenring fest und blast mit einer Düse Druckluft ist das Lager, sodass sich der Aussenring dreht. Der Strahl wird so gelenkt, dass die Geschwindigkeit des Aussenringes möglichst hoch ist. So kann das Lager innerhalb von Sekunden ohne Axial- bzw. Radiallast ruiniert werden. Das zweite Gift ist hohe Last bei niedrigen Drehzahlen oder gar stehendem Lager. Die Kugeln verewigen sich dann in der Laufbahn der Ringe. Das Lager ist sofort unbrauchbar.
Dann gibt es noch Dinge, die die Lebensdauer herabsetzen. Verschmutzung sei da genannt, aber das dürfte jedem noch so einigermaßen klar sein. Aber interessant ist, dass auch Reibungsarten zwischen den Lagerlaufbahnen und den Kugeln eine Rolle spielen. Perfekt ist, wenn die Kugeln immer rollen. Dazu ist es am besten, wenn das Lager unter Leichter axialer Vorspannung steht. Dann nämlich laufen alle Kugeln mit Rollreibung. Ist das Lager komplett "locker" kann es zu Gleitreibung kommen, wenn sich der Ring an der Kugel entlang bewegt, ohne, dass diese rollt.

Bei normalen Einbaubedingungen sind Lager mit nicht gekennzeichneter Radialluft erste Wahl. Bei Maschinen, wo sehr große Genauigkeit des Rundlaufes gefragt ist, gibt es Lager mit verringerter Lagerluft C2.
C3 bedeutet, dass die Lagerluft (Radial) erhöht ist. C4 ist nochmal erhöhte Lagerluft und C5 setzt der Sache noch einmal einen drauf. Diese Lagerluft ist nötig, weil der Betrieb, oder die Nötige Verbindung der Welle, oder der Bohrungen mit dem Lagerring dafür sorgt, dass das Lagerspiel herabgesetzt wird, was die Lebensdauer herab setzt.

Wenn z.B. Presspassungen vorhanden sind, kann der Innenring aufgeweitet, oder der Aussenring eingeschnürt werden. Beides verringert das Radialspiel im Lager. Auch wenn die Lager manchmal schwer von der Welle gehen, kann bei Simsonmotoren keinesfalls von einer Presspassung die Rede sein, denn mit heimischen Mitteln könnte man da nichts aus richten.

Ein anderes Beispiel wäre, wenn sich eine Welle im Betrieb deutlichst mehr erwärmen, als das Gehäuse. Auch das senkte das Lagerspiel.

Ein Einbau von C3 Lagern in Simsonmotore ist unsinnig und senkt die Lebensdauer der Lager wegen Gleitreibung!

Gruß

S-U
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Schollega
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Schollega »

Danke für diese ausführlichen Antworten. Sehr interessant. Swen, Du würdest also in jedem Fall zu Lagern ohne die Lagerluft raten?
Grüße!
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Ja, die Lager ohne Sonderluftkennzeichnung. Man sollte such auf Qualität achten, wer billig kauft, bekommt billig.

S-U
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Raphael
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Raphael »

Der Sinn dieser Lager mit erhöhter Lagerluft ist doch aber , die eventuellen Ungenauigkeiten zwischen den beiden Gehäusehälften zu vermitteln , oder ? :-kr

Gruss vom Raffi (der das irgendwo mal gelesen hat)
Manchmal denke ich : Vielleicht hast du gar kein Tourette , sondern bist einfach nur unfreundlich ...?

Der Uhu ist praktisch der Luchs unter den Adlern ...
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Nein, das ist so nicht richtig. Die Lagersitze des Gehäuses wurden im zusammengebauten Zustand bearbeitet. Das garantiert eine genaue Fluchtung. Der Volksmund erzählt viel ;)
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Cloyd
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Cloyd »

Sehr interessant S-U!
Das gibt einem mal Einblicke in diese Teile. :-d

Ich habe schon aus zwei Spatz Motoren C3 Kurbelwellenlager von DKF ausgebaut.
Die Motoren waren bis dato ungeöffnet.

Beim meinem Spatz habe ich NSK Lager verwendet.Bei der blauen 64er kamen SNH Lager zum Einsatz.

Mit SKF Lagern hatte ich schon einmal Probleme.Ein Lager wurde sehr schnell laut.Vielleicht lag auch ein Montagefehler meinerseits vor, aber es war schon seltsam, dass das rechte KW Lager laut zu quietschen anfing.
Neue DDR Lager mit P6 Genauigkeit hab ich auch schon verbaut, ohne Probleme.


mfg Toni
Nur wer sein Moped fährt, liebt sein Moped.
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Das ist schwer erklärbar. Wahrscheinlich wurden in Suhl wieder die Hallen ausgefegt und da kullerten noch ein paar C3-Lager rum. ;)
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erich
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von erich »

Also könnte ich ich ohne jegliche Probleme Lager ohne C3-Kennzeichnung ( also ohne erhöhte Lagerluft) in meinem Spatz-Motor einbauen? Ich habe nämlich gehört das es Leute gibt die auch Lager ohne C3 eingebaut haben und dadurch im Endeffekt die KW-Lager fest waren.
Ich habe keine Lust es zweimal machen zu müssen.
Also S-U kann ich mich auf deine Aussage verlassen?

Mfg Jörg
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Logisch!
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erich
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von erich »

Gut Swenni,
Dann lasse ich es auf einen Versuch ankommen.

Mfg Jörg
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Ich habe mal in dem Vogelserienbuch von Erhard Werner nachgesehen. Da stehen bei m52/53/54 tatsächlich c3, oder für die Kuebelwelle sogar c4-Lager drin. Nun frage ich mich, ob das in den DDR-Motorinstandsetzungsbüchern auch schon so stand. Es erschließt sich mir nicht, aber das wäre ja mal eine Frage für den Herrn Werner!
Gruß

S-U
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

In den alten Ersatzteilkatalogen ist auch von c3-Lagern für das Getriebe und sogar C4-Lagern für die Kurbelwelle "die Rede" auch wenn es sich mir nicht erschließt, gehe ich davon aus, dass die Erprobungen diese Festlegung ergeben haben und ich würde mich dann natürlich daran halten!

EK Sperber 1966

Gruß

S-U
Doc Holliday
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Doc Holliday »

Also eigentlich wollte ich nichts dazu schreiben, aber nun doch.

Fakt ist ich habe bis dato nur C3 Lager in Simson Motoren vorgefunden. Zumal dieses auch überall angebeben wird.
In allen Büchern ind Listen wird immer C3 als Lager angegeben.
Auf Grund der Toleranzen bei unseren Motoren macht in meinen UAgen ein C2 Lager keinen Sinn.
Mann nehme ein neu gerichtetet KW. Diese kullert auf der Werkbank wo gegen und schon isse wieder etwas schief.
Wenn man in Tony seinem Video sieht mit welcher geringen Kraft die Welle gerichtet wird, daher ist das ding auch schnelle wieder schief.

Ein Lager wird bei der Ausleung mit einer Ausfallwarscheinlichkeit von 5 % ausgelegt.Das heißt von 100 Kugellagern, können 5 nach 1 h schon ausfallen. Die anderen 95 halten weitere 10.000 Stunden.

Bei unserer 24 Stunden Rennmaschine waren C4 SNH Lager verbaut mit Polymid Käfig.
Ohne jegliche Probleme 740 km in 24h unter fiesen Umständen absolviert mit einer Verdichtung von 1:11.5 ....


Wie auch immer, fakt ist die Ebay Lagersätze für 25 EUR für ein SKF Satz sind Plunder. Bei einem Kugellagerhändler wurde ich mal aufgeklärt.
SKF hat verschiedene Typen von Lagern die Billig Lager kommen aus Italien oder Spanien. Das gleiche Lager für den 3 fachen Preis hat auch eine
andere Artikel Nummer dieses kommt dann aus Frankreich oder Deutschland.
Schrauben ist keine Kunst, es ist eine Lebenseinstellung
Doc Holliday
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Doc Holliday »

Ein Einbau von C3 Lagern in Simsonmotore ist unsinnig und senkt die Lebensdauer der Lager wegen Gleitreibung!

Gruß

S-U[/quote]


Diese Aussage ist sachlich nicht korrekt.
Das ist meine Meinug!
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Siebenson
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Siebenson »

Meinung? Ich lasse mich gern belehren. Ich verstehe es aus vorgenannten Gründen nicht. Mir ist völlig klar, dass man sich dabei was gedacht hat, aber was? Was ist der Grund?

S-U
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M53
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von M53 »

Ich als Maschinenbauer halte den Einbau der C3 auch für sinnig. Mit Kugellagern selber habe ich mich viel befassen müssen (es ist aber tatsächlich ganz interessant). Sei es in Konstruktionsbelegen oder in meiner Facharbeit...

Wenn ein Gehäuse so, wie es bei älteren Motoren (auch bei heutigen..) üblich ist aus zwei längsgetrennten Hälften besteht, welche zudem womöglich noch getrennt voneinander bearbeitet wurden kann natürlich ein gewisser Versatz auftreten. Ebenso sind die Hälften verschieden ausgeführt und können somit bei Erwärmung mehr oder weniger verformen. Ebenso hat die Kurbelwelle eine Rundlaufabweichung.

Der Betrag jeder Einzelnen Abweichung beträgt sicher seltent mehr als 10µ. Führt man aber die Toleranzrechnung mal aus, so kann es schon passieren das im Gesamten ein Bohrungsversatz von 20µ Zustande kommt. Ist sicher ein Witz! Aber genau das kann ein C3 Lager ausgleichen.

Betrachtet man das Lager der Kupplungswelle so hat es vor dem Einbau eine Luft von 15 bis 33µ. Im Verbauzustand sind es noch 10 bis 15µ. Das sind Werte für eine Gewöhnliche Alu-Lager-Passung. Als keine "unlösbare" Presspassung.

Würde man die Lagerluft verringern landet man bei 3-7µ. Gerade bei der Kupplung könnte ich mir Vorstellen das die linke Motorhälfte eine Stärkere Erwärmung wiederfährt und das Lager dann eventuell beginnt sich einzulaufen. Das ist sicher der Schlecheste Fall... aber auch der kann ja schließlich auftreten.

Ich empfehle FAG Lager. Und auch das FAG Buch dazu. Es ist Kostenlos zu bekommen. Sogar Versandkostenfrei. Hier steht auch alles über die Berechnung drin.

Grüße, Martin
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blanik
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von blanik »

In der Schlosserei, in der ich zugange bin, verwenden wir C3-Lager für schnellaufende Kugellager, welche sich dann im Betrieb innen etwas dick machen. Gruß,

Thorsten
Doc Holliday
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Re: Welche Lager verbaut ihr in den Motoren?

Beitrag von Doc Holliday »

Man hat damals erst Zylinderrollen Lager verbaut,
beim Umstieg von RT 1 auf RT2 wurde dann auf Kugellager
umgestellt. Da ein Kugellager mehr Toleranz gibt.
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